Was mir neulich passiert ist, wird als Linux-User kein Einzelfall bleiben. Es hat mich aber vorerst doch sehr erstaunt, wie man als Linux-User und Käufer eines Geräts, das ausdücklich Linux unterstützt, behandelt wird.
Nun zur Geschichte:
Für unser Small-Office brauche ich
einen neuen Drucker. Da die Preise für Farblaser-Drucker mächtig
in den Keller gegangen sind, habe ich mich für einen Simson
XYZ-300 Farblaser (Name geändert) entschieden.
Hauptkaufgründe waren der sehr
niedrige Preis (199 EUR – 50 EUR von Simson „Cash Back“ zurück)
und die auf der Hersteller-Internetseite angegebene Kompatibilität
mit Linux-Systemen.
Also: Bestellung bei einem bayrischen
Händler über ebay abgegeben und nix wie her mit dem Teil.
Auspacken, anschließen, Papier
rein, Treiber installieren.
Ähm, ja, Treiber installieren. Nix
is, mit Linux-Systeme!
Längeres Suchen im Forum, kleine
Veränderung im Installationsskript und Installation nach
Ubuntuuser-Wiki: Drucker druckt. Prima!
Drucker druckt schwarz/weiß,
Drucker druckt farbig,
aber, wenn Drucker s/w und bunt
gleichzeitig drucken soll (Firmenlogo + Text), werden die Buchstaben
weil sie aus allen drei Farben gemischt werden, unscharf und bekommen
einen „Tonernebel“.
(Nein, ich gehe nicht mit dem Mikroskop
an die Buchstaben. Es ist mit bloßem Auge deutlich zu erkennen.)
So sieht das Druckbild meines betagten
Tintenstrahlers auch aus.
Ratschlag meiner IT-kundigen Freundin:
„Das Ding ist kaputt. Zurück damit!“
Montag: Händler angerufen ->
Weiterleitung zur Simson Hotline -> Simson-Hotline schickt
Techniker raus, obwohl ich ausdrücklich nach einer
Einstellmöglichkeit gefragt habe.
Donnerstag: Techniker kommt -> fährt
Windows hoch -> setzt ein Häkchen in den Treibereinstellungen
-> Drucker druckt perfekt.
Danach Installation des Treibers auf
Ubuntu: -> Keine Stelle, an der ich entprechendes Häckchen
setzten könnte. Anruf beim Techniker: Zitat: „Linux? Da hab
ich keine Ahnung von. Aber ich werde mich mal schlau machen.“ Ich
habe zwar bis jetzt keine Antwort, aber es ist o.k. Wir wollen mal
nicht kleinlich sein. Es geht mir ja nur darum, den Drucker zum
Laufen zu bringen und nicht jemanden vorzuführen. Das bringt
niemanden weiter.
Erneuter Anruf bei der Simson-Hotline:
Schilderung des Problems -> „Ja,
ich leite Sie mal weiter an die technische Abteilung“ ->
Erneute Schilderung des Problems.
Technische Abteilung (TA): „Na ist ja
klar, daß der mit Linux nicht läuft.“
ich: „Wieso?“
TA: „Unsere Produkte werden nur von
Windows unterstützt.“
ich: „Der Drucker wird ausdrücklich
von Simson so angeboten, daß er auf Linux-Systemen läuft.
Aber ich kann die Einstellmöglichkeit im Linux-Treiber nicht
finden.“
TA: „Wo ham Sie denn den Treiber
her?“
ich: „Aus dem Netz geladen, weil man
bei den Treiben ja immer auf dem aktuellen Stand sein sollte.“
TA: „Und von welcher Seite ham Sie
den her?“
ich: „Von der Simson-Seite.“
TA: „Nein, ich meine, wer den
programmiert hat?“
ich: „Woher soll ich das wissen? Sie
müssen doch Ihre Programmierer kennen. Der Treiber ist von der
offiziellen Simson-Seite: www.Simson.de“
TA: „Aha. Und warum sollte Simson den
Linux-Treiber dann nicht mit den Einstellmöglichkeiten
programmiert haben, die auch der Windows-Treiber besitzt?“
ich: „Das fragen Sie mich als Kunden?
Woher soll ich wissen, warum Simson etwas so programmiert und nicht
anders. Sorry, aber Sie sind doch der Support.“ (Ich hätte
auch hollywood-mäßig sagen können: „Nun hör
mir mal genau zu: Ich bin derjenige, der hier die Fragen stellt!“
🙂
Noch ein bisschen hin- und hergeplenkel
und dann ergebnisloser Abbruch des Gesprächs.
Tags darauf: Erneuter Anruf bei der
Simson-Hotline:
Der Empfang kennt mich schon. „Sie
ham doch kürzlich erst angerufen, oder?“
Weiterleitung TA:
(Nach einem Tip eines seit langem
linuxerfahrenen Mitstreiters verlange ich jemanden, der sich mit
Linux auskennt.)
TA: „Da werden Sie hier niemanden
finden. Ich kann mich ja mal schlau machen.“
ich: „Könnten Sie mich
zurückrufen, weil ich nicht mehr ergebnislos in die Hotline
investieren möchte?“
TA: „Ähm, ja.“
Später Anruf von Simson-Hotline:
„Also Sie sollten sich da mal bei
SUSE schlau machen, z.B. auf deren Seite.“
ich: „Aha, können Sie mir da
einen Link schicken?“ (Ich dachte da gibt es eine Lösung für
speziell dieses Problem. Hätte ja sein können, daß er
tatsächlich was gefunden hat.)
TA: „Nein, die finden Sie ja wohl
selbst. Was haben Sie denn für eine Distribution?“ (Aha, der
Mann hat wohl jemanden gefunden, der tatsächlich schon mal was
von Linux gehört hat.)
ich: „Ubuntu!“
TA: „Nein, das unterstützen wir
auf gar keinen Fall. Mir ist gesagt worden, daß wenn das Wort
Ubuntu fällt, soll ich mir danach gründlich den Mund
ausspülen.“
ich: „Wenn Sie mir nicht helfen
können, dann muss ich das Gerät wohl wieder
zurückschicken.“
TA: „Wie zurückschicken?“
ich: „So ist das Gerät für
mich unbrauchbar. Ich werde es zum Händler zurückschicken.“
TA: „Hm.“
ich: „Na dann noch einen schönen
Tag. Wiederhören.“
Nach dem Gespräch fühlte ich mich erst mal schlecht und war gleichzeitig wütend.
So, als ob ich mich mit meinem inzwischen von mir heiß geliebten Ubuntu, nicht an die Gesetze halte (Windows benutze). Ich glaube man nennt das auch diskriminiert. Was soll ich sagen? Unglaublich! Und: Ubuntu, jetzt erst recht!
Inzwischen hab ich die Kohle wieder.
Zum Glück lief alles relativ unkompliziert beim Händler ab.
Aber ich bin immer noch auf der Suche
nach einem günstigen Farblaser, der (wenigstens einigermaßen
vernünftig) unter Ubuntu läuft. (Stand: Mitte September
2007)